Dennoch: der Begriff Optimismus will und will mir nicht gefallen. Er erinnert an die seichten Strahlemänner, die „positives Denken“ propagieren. „Optimal“ gefällt mir auch nicht und noch viel weniger das hässliche „suboptimal“. Als Wissenschaftler habe ich mir angewöhnt, Phänomene möglichst genau und möglichst treffend zu beschreiben. Wenn ich das tue, kann ich unsere Lebenswirklichkeit beim besten Willen nicht „optimal“, nicht einmal „suboptimal“ nennen, sondern nur hundsmiserabel und grottenschlecht. Als Realist halte ich es mit dem Pessimisten, der dem Optimisten recht gibt, wenn dieser meint, diese Welt sei die beste aller möglichen. Als Christ glaube ich aber an die veredelnde und sinnstiftende Kraft der Liebe und als Christ möchte ich Gutes tun. Das kann ich aber nur in der Realität und diese Realität rät mir dringend, mit dem Schlimmsten zu rechnen und von meinen Mitmenschen nichts Gutes zu erwarten. Eine Sufi-Weisheit gibt recht gut wieder, was ich meine: „Vertrau auf Gott, aber binde dein Kamel fest!“